BKGE-Lexikon
Böhmen
Buch- und Druckgeschichte
Die Anfänge des Buchdrucks in Böhmen sind noch nicht vollständig erforscht, aber 44 Inkunabeln zeugen von einer regen Drucktätigkeit. Der erste Druck von 1468 stammt aus Pilsen/Plzeň. Dort sind ersten, 1476 datierten Drucke Statuta synodalia Arnesti gedruckt. 1498/99 druckt Mikulaš Balalář aus der Slowakei hier acht tschech. Bücher. Zwischen 1501 und 1513 bringt er weitere 20 mit breiter thematischer Fächerung heraus. Von Bedeutung für Böhmen ist Johannes Alakraw aus Passau, der in Winterberg/Vimperk druckte. Er stellte auch den ersten tschech. Wandkalender für das Jahr 1485 her. In Kuttenberg/Kutná Hora ist Martin Tischnowitz der Drucker der tschech. Kuttenberg-Bibel (1489) mit 1612 Blättern und 116 Holzschnitten. Prag ist zwar der dritte Druckort nach Pilsen und Winterberg, aber hier erlebt der böhmische Buchdruck bis zum Beginn des 30jährigen Krieges eine Blütezeit. Zu nennen ist etwa die qualitätvolle Produktion des Georgius Nigrinus mit über 600 Drucken (tätig 1571–1606) in mehreren Sprachen und Fachgebieten. Seit 1512/13 wirken hier jüdische Drucker. Mit dem Ende des Ständestaates (1618) wird der böhmische und mit ihm der Prager Buchdruck von jesuitischen Druckern beherrscht. Insgesamt wächst die Produktion in Prag während des 17. Jh. beträchtlich (1601-1610: 316 Titel, 1611-1620: 530 Titel). Der 30jährige Krieg bremst die Entwicklung. Ab 1650 dürfen in Böhmen nur noch katholische Verleger und Buchhändler arbeiten. Zwischen 1620 und 1700 gibt es in Böhmen 29 Offizinen, davon 20 in Prag.
Bibliografische Hinweise
Literaturtitel
Severin Corsten, Stephan Füssel, Günther Pflug u.a. (Hg.): Lexikon des gesamten Buchwesens, 2. neu bearb. Aufl. Stuttgart 1987ff, Bd. I (1987), S. 481-484; Bd. VII (2007), S. 512-518.
Zitation
Detlef Haberland: Böhmen. In: Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, 2011. URL: http://lexikon.bkge.uni-oldenburg.de (Stand: 20.04.2011).
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